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Sonntag, 21. August 2016

Schein oder nicht Schein: lizenzierte Parelli-Instruktoren und nicht-lizenzierte Horsemanship-Lehrer – von Tanja Bever


Die Horsemanship – Gemeinde wächst und wächst: Jedes Jahr finden die Philosophie des partnerschaftlichen Umgangs mit dem Pferd und natürliche Trainingsansätze mehr Anhänger. Und mit ihrer Zahl wächst auch die Zahl der Horsemanship-Lehrer, HMS – Ausbilder, ganzheitlichen Pferdetrainer ohne Trainerlizenz oder -schein. Das ist im Prinzip toll – jeder einzelne von ihnen möchte, so unterstelle ich einmal, die Welt zu einem besseren Ort für Pferde machen.
Wie findest du aber unter all diesen DEINEN Lehrer oder Lehrerin, die dich und dein Pferd in effizienter Weise unterstützt, und dabei auf eure individuellen Bedürfnisse eingeht? Wie kannst du seine Erfahrung, sein Fachwissen, seine Integrität und seine Fähigkeiten als Lehrer objektiv einschätzen? Und was sagen dir die Zusätze „zertifiziert“ oder „lizenziert“?
Nun, zunächst einmal weißt du, dass diesem Trainer oder Instruktor schon mal jemand genau auf die Finger geschaut und ihm oder ihr attestiert hat, über ein bestimmtes Wissen auf einem bestimmten Niveau zu verfügen, und dieses Wissen auch weitergeben zu können – an Mensch oder Tier, und im Idealfall an beide.
Die FN verfügt seit Jahrzehnten über ein standardisiertes Ausbildungssystem, nach dem Trainerlizenzen in verschiedenen Bereichen und Kategorien erworben werden – eigentlich müsste es heißen: erarbeitet werden – können. Bei entsprechender Eignung und unter Nachweis eigener reiterlicher Erfolge.
Dass es  mehr als 40 Jahre nach Linda Tellington-Jones‘ ersten Kursen in Deutschland und mehr als 20 Jahre nach Pat Parellis erstem Auftritt an der EQUITANA noch keine vergleichbaren etablierten Standards für Horsemanship-Trainer und –ausbilder gibt, ist zwar bedauerlich. Allerdings wird es meiner Meinung nach nicht mehr ewig dauern, bis wir ein etabliertes Ausbildungssystem auch im Bereich Natural Horsemanship haben, und auch diesmal werden Pat Parelli und das Parelli-Programm Pionierarbeit geleistet haben.
Schon heute weißt du, was du erwarten kannst, wenn du einen Kurs oder Privatcoaching bei einem lizenzierten Parelli – Instruktor buchst:
·         Qualität des Fachwissens auf dem Level der Lizenz

Die Anzahl der Sterne in seiner Lizenz geben dir Auskunft über das nachweislich geprüfte und lizenzierte Fachwissen des Parelli-Instruktors deiner Wahl. So könnte ein 1- oder 2-Sterne-Instruktor dir evtl. theoretisch mit deinen Fliegenden Wechseln unter dem Sattel helfen. Ob und wie er oder sie das tun würde, ist jedoch nicht von der Prüfungskommission für Parelli-Professionals geprüft und genehmigt, denn dazu bedarf es ein wenig mehr, als – um bei diesem Beispiel zu bleiben - selbst Fliegende Wechsel reiten zu können.
Du kannst außerdem davon ausgehen, dass je mehr Sterne ein Parelli-Instruktor hat, er oder sie umso mehr Erfahrung mitbringt, und umso mehr Zeit und Aufwand er in seine eigene Ausbildung investiert hat.
Ein 3- Sterne-Instruktor hat bereits den zeitlichen und finanziellen Aufwand eines Universitätsstudiums investiert, bis er auf diesem Niveau lizenziert wurde. Ein Aufwand, von dem DU direkt profitierst!

·         Aktuelles Knowhow und ein fortlaufend verbessertes Trainings- und Lehrprogramm
Lizenzierte Parelli-Instruktoren sind verpflichtet, sich fortlaufend weiterzubilden. Das bedeutet, ihr eigenes Horsemanship durch weitere Ausbildung bei höher qualifizierten Instruktoren zu verbessern, spätestens jedes 2. Jahr mit Pat Parelli oder Linda Parelli persönlich zu studieren, und erfahreneren Instruktoren zu assistieren, um die eigenen Fähigkeiten als Ausbilder zu vertiefen. Horsemanship auf einem professionellen Niveau erwirbt sich nicht in Wochenendseminaren.
Das Parelli-Programm selbst entwickelt sich seit 25 Jahren beständig weiter, wird immer noch effizienter, wird modernisiert und verbessert mit dem einen Ziel: DIR und deinem Pferd zu helfen, eure Ziele zu erreichen.
·         Nachweisliche Erfahrung, auch in Spezialbereichen, auf dem zertifizierten Niveau

Nehmen wir einmal das Beispiel Jungpferdestarts: Ein Parelli-Instruktor darf erst dann Jungpferde starten, wenn er die entsprechende Fortbildung und Qualifikation bei Pat Parelli abgeschlossen hat; du erkennst das an dem Zusatz HDS (Horse Development Speciallist) in seinem Titel.
Dasselbe gilt übrigens für das Reiten mit Kontakt (Anlehnung), für das es weltweit nur eine Handvoll lizenzierte GoC – Instruktoren gibt („Game of Contact“).

Was bedeutet das für dich? Investiere dein Geld in Ausbilder, die nachweislich über eine bestimmte Qualifikation verfügen. Auf vermeintlich günstigere Alternativen zu vertrauen, kann im Einzelfall gutgehen, ähnelt in der Mehrzahl aber eher einem Glücksspiel.

·         Didaktische Kompetenz

Ohne Zweifel – es gibt viele talentierte Pferdemenschen (wenn meiner Meinung nach nur sehr wenige Spitzentalente), und sicher viele gute Pferdetrainer, die mit Herz und Verstand zu guten Ergebnissen kommen. Nicht immer sind solche Trainer allerdings auch gute Menschentrainer, oftmals ganz im Gegenteil.
Ein lizenzierter Parelli –Instruktorin verfügt über eine didaktische Zusatzausbildung, und damit nicht nur über eines gutes Fachwissen, sondern auch über das Wissen und Werkzeug, es dir deinen individuellen Bedürfnissen entsprechend zu vermitteln, und dich in deinem Lernprozess optimal zu unterstützen.

·         Umfassenden Versicherungsschutz

Lizenzierte Parelli – Instruktoren müssen obligatorisch eine Reitlehrer-Haftpflichtversicherung mit einer Deckungssumme in Millionenhöhe nachweisen.

Egal für welchen Trainer du dich auch immer entscheidest: Lasse dir bestätigen, dass sie oder er über eine gültige Haftpflichtversicherung verfügen, die dich und dein Pferd für den Fall der Fälle, von dem niemand hofft, dass er eintritt, absichert!

·         Unabhängige Beschwerdestelle und Geld-zurück-Garantie

Was in jedem Dienstleistungsunternehmen heutzutage üblich ist, ist in der Pferdeindustrie, und vor allem im Bereich der Ausbildung, noch lange nicht selbstverständlich:
Jeder Trainer, davon bin ich gern überzeugt, wird sein Bestes geben, dich und dein Pferd zu unterstützen. Was aber, wenn es mal nicht gut läuft, und du glaubst, der Trainer hat seine Pflichten und Verantwortungen verletzt? Oder du glaubst, dass er oder sie sich unprofessionell dir oder deinem Pferd gegenüber verhalten hat?
Sofern dieser Trainer ein lizenzierter (!) Parelli – Instruktor ist, hast du die Möglichkeit, dein Geld zurückzuverlangen, und dich außerdem an Parelli USA als unabhängige Beschwerdestelle zu wenden. Ein Instruktor mit einem schlechten Leumund wird nicht nur nicht weiter gefördert, sondern ihm kann auch seine Lizenz
entzogen werden.
Was ist das Fazit? Nun, egal ob du dich bei deiner Trainerwahl für einen unlizenzierten Ausbilder oder einen mit Ausbilderlizenz (z.B. einen Parelli-Instruktor) entscheidest, hast du mit den genannten 6 Punkten schon einmal einen Kriterienkatalog, der dir die Entscheidung sicher erleichtert.  
Und natürlich, es gibt sicher viele talentierte Horsemen und – women in Deutschland und überall auf der Welt, und ja, auch ein Schein oder eine Lizenz allein sind noch kein Qualitätsgarant. Das Fazit allerdings, zu dem ein deutsches Horsemanship-Magazin im Frühjahr kam, auch ohne Bäckerlehre könne Mutti schließlich gute Kuchen backen, geht mir allerdings zu leichtfertig mit diesem wichtigen Thema um. Ich backe auch gute Kuchen – aber ich mache deshalb noch lange keine Bäckerei auf.

Donnerstag, 2. April 2015

Die Skala der Ausbildung, Losgelassenheit - Klaudia Duif

Was heisst das eigentlich genau? Das zu erklären ist ganz einfach und doch umfangreich.

Das Bild soll mir dabei helfen, was "loslassen" für unser Pferde bedeutet.

Visuell ist es noch recht einfach zu erklären: wie das Bild zeigt hat das mit einer Entspannung zu tun, die sich z.B. in einer Dehnung äussert, den Kopf zu senken, die Muskeln zu entspannen, die für die Instikte wie z.B. Flucht verantwortlich sind:
  • Unterhalsmuskulatur. Ist diese angespannt, ist das Pferd im Fluchtmodus, es reagiert also instiktiv, denn mit einem erhobenen Kopf lässt sich die Umwelt besser überschauen und auch mein Gegenüber, dem ich vielleicht (noch) nicht vertraue.
  • Hinterhandmuskulatur. Da ist der Motor für die Flucht und für Fluchtverhalten (Steigen, Schlagen mit den Vorderhufen, Flucht nach vorne durch (weg-)rennen.
  • Nackenband (Schweifrübe/ Rücken). Bekanntlich ist das ein zusammenhängendes Band. Ist der Schweif also nicht entspannt, wird auch der Rücken und das Nackenband nicht entspannt sein.
Dies Grafik zeigt sehr deutlich, welche Bedeutung das Nackenband bei Entspannung und Anspannung hat und verdeutlich auch, was mit den Wirbeln in der jeweiligen Haltung passiert.
Vom Prinzip her müssen wir als Menschen, die ja zu den Raubtieren erst einmal verstehen, was es heisst für ein Pferd, welches zu den Fluchttieren gehört, loszulassen. Ein Fluchttier, dessen Instikt auf Überleben programmiert ist, gegenüber dem ultimativen Raubtier, dem Menschen?

WOW, das ist doch eine echte Herausforderung.

Vielleicht können wir uns so vorstellen, wie kontraproduktiv es ist, ein Pferd mechanisch in eine "Dehnungshaltung" zu zwingen, für die es mental und emotional gar nicht bereit ist.


Der Begriff Losgelassenheit sagt es schon als Solches, sie kommt von innen. Das kann das Pferd dann durch einer Dehnung oder Abschnauben zum Ausdruck bringen und ist das Ergebnis von innerer Losgelassenheit.

Vereinfacht gesagt, das, was wir visuell in Form einer Dehnung wahrnehmen, das physische Ergebnis eines positiven mentalen und emotionalen Zustandes.

Dehnung ist allerdings nicht gleich Dehnung. Bei einer gesunden Dehnung, ist die Nase des Pferdes vor der Senkrechten und das Pferd geht aktiv vorwärts, ohne den Takt zu verlieren. Bei der Grafik mit den beiden Pferden sieht man eine sehr schöne aktive Dehnung im Trab (links).


Ein solches Ergebnis ist ohne mechanische Hilfsmittel wie z.B. Hilfszügel erreichbar, indem wir -ähnlich wie schon beim Takt erklärt-, den Pferden Zeit geben und ihnen zuhören, ob sie losgelassen sein können. Wenn sie das nicht sind, sollten wir uns fragen warum und wie wir ihnen durch Strategien helfen können, Losgelassenheit und damit Entspannung zu erreichen.

Man kann hier gut erkennen, dass das Thema Losgelassenheit auch hier nicht auf das Reiten beschränkt ist. Vom Boden können wir unsere Pferde gut beobachten um einschätzen zu können, ob sie losgelassen sind und ihnen auch oder vor allem am Boden helfen, losgelassen zu werden.

Auch hier helfen uns wieder die 7 Spiele am Boden. Oft ist das, was vom Boden gemacht wird auf Longieren beschränkt. Wir nehmen uns dabei aber eine tolle Chance, unsere Pferde in verschiedenen Bereichen zu stimulieren und von ihnen zu lernen, als sie ausschliesslich im Kreis laufen zu lassen.

Es ist die Aufgabe des Menschen, Pferde besser zu verstehen anstatt unsere Pferde auf für sie unnatürliche Weise zu konditionieren. Das hat auch hier wieder mit einem soliden Fundament zu tun, welches sich Schritt für Schritt ausbaut.

Warum eine nicht erzwungene Losgelassenheit so wichtig ist? Wir möchten doch alle, dass unsere Pferde gesund bleiben und alt werden. Das können sie aber nur, wenn wir ihnen helfen, zu lernen, mental und emotional stabil(er) zu sein. Wir können keine Instinkte unterdrücken oder löschen, was wir ja auch nicht wollen, wir können ihnen aber helfen durch mentale und emotionale Fitness mit diesen Instikten umzugehen.
Ein Beispiel: Jeder von uns kennt negative Situationen und es gibt negative Situationen, die immer wiederkehren. Wann wird ein solches negatives Erlebnis für uns weniger negativ oder vielleicht sogar positiv? Ganz einfach, wenn diese Situation durch ein positives Ergebnis "entschärft" wird. Das ist z.B. eine der Strategien, wie wir unseren Pferden helfen können.

Wenn unsere Pferde nicht losgelassen sind, sind sie wie eingangs beschrieben in einem instinktivem Modus. Dieser Modus erlaubt es den Pferden nicht zu lernen, weil das Überleben an erster Stelle steht. Dieser Fluchtinstinkt wird nicht dadurch abgeschaltet, indem wir unsere Pferde mechanisch in eine Position zwingen, sondern nur dann, wenn wir dem Pferd erlauben zu lernen, es durch positive Reize bestätigen.

Durch die 7 Spiele erlangen unsere Pferde mehr mentale und emotionale Fitness, was auch für uns gilt. Diese innere Fitness führt dann zu äusserlichen -physischen- Fitness. Dazu kommen noch die Parelli Muster und das Wissensgebiet der Horsenalities, welches uns hilft, unsere Pferde besser zu verstehen und zu begreifen, wie Pferde eigentlich lernen.

Ohne diese innere Entspannung brauchen wir uns nicht dem nächsten Punkt Anlehnung widmen.




Skala der Ausbildung, Takt - Klaudia Duif

Takt und Rythmus gehören zusammen. Zur Vereinfachung denke ich z.B. an ein Metronom, welches sich immer im vorgegebenen Takt bewegt oder ein Lied, welches immer den selben Rythmus hat.

Unsere Pferd funktionieren aber nicht mechanisch wie ein Metronom oder haben immer den gleichen Rythmus wie ein Lied. Sie können Takt und Rythmus verlieren indem sie schneller oder langsamer werden, anhalten oder den Ryhtmus durch Stolpern gänzlich verlieren.

Ein Pferd kann nur im Takt gehen, wenn es emotional und mental stabil ist. Das heisst, dass mein Pferd durch ein solides mentales und emotionales Fundament Takt und damit Rythmus halten kann. Ein Pferd, welches demotiviert ist, wird den Takt nicht halten können, es hat die Tendenz langsamer zu werden oder stehen zu bleiben. Ein Pferd, welches unsicher oder ängstlich ist, wird den Takt ebenfalls nicht halten können, manche Pferden werden in solchen Situation eher schneller und reagieren mit dem Fluchtinstinkt, andere Pferde werden unsicher und werden eher langsamer, zurückhaltend.

Egal, wie das Pferd auch reagiert, die Ursache ist nicht physisch, so dass eine "physische" Strategie auch nicht angebracht wäre. Das wäre dann z.B. das Bremsen eines Pferdes, welches schneller wird bzw. das Vorwärtstreiben, bzw. Vorwärtsschicken eines Pferdes, welches langsamer wird, bzw. stehen bleibt.

Die Lösung liegt in der Ursache: mental bzw. emotional. Wenn wir also überhaupt einmal die Ursache erkennen, was der Grund ist, warum mein Pferd den Takt nicht halten kann, können wir auch Strategien entwickeln, die meinem Pferd langfristig helfen, in dem Fall den Takt zu finden, weil wir versuchen, unsere Pferde zu verstehen und Strategien entwickeln, die dem natürlichen Verhalten der Pferde gerecht wird. Dazu gehört z.B. der Aufbau von emotionaler und mentaler Fitness unserer Pferde und auch zu verstehen, welche Persönlichkeit mein Pferd hat (Horsenality), damit ich seinem Typ entsp. Strategien und Muster aufbauen kann. Diese Strategien und Muster erlernen wir durch das Parelli Level System und den einzelnen Savvys (Bereiche), welches uns das Wissen und die Fertigkeiten vermittelt, damit wir unsere Pferde besser verstehen. Mit diesem Wissen und den Fertigkeiten bauen  wir ein positive Beziehung mit unserem Partner Pferd auf.

Takt hat also auch etwas mit Regelmässigkeit und wiederholenden Sequenzen zu tun. Das ist genau das, was uns die Parelli Muster (Patterns) lehren. Stabilität (Konsistenz) durch Wiederholung.

Ich vergleiche emotionale Fitness gerne mit einem 10m Brett im Schwimmbad. Die wenigsten von uns würden wahrscheinlich darunter springen, obwohl es physisch ja keine grosse Herausforderung ist, wenn man mal nur den Punkt bedenkt, einen Schritt nach vorne zu machen. Es braucht emotionale Fitness, diesen Schritt nach vorne zu wagen. Würde sich unsere emotionale Fitness verbessern, wenn jemand hinter uns steht und immer wieder auf uns einredet "Ist doch nur ein kleiner Schritt, jetzt mach doch" oder uns sogar vom Brett stösst? Wie oft haben wir auf unsere Pferde schon eingeredet, anstatt ihre emotionale Fitness durch Teilschritte zu verbessern, Erfolgserlebnisse zu vermitteln?

Mentale Fitness hat etwas mit Motivation zu tun. Oder anders gesagt, wie oft haben wir unsere Pferde schon demotiviert, indem wir noch ein bisschen mehr und nochmal gefragt haben, keine Pause gemacht haben, wenn es gut war. Wie sollen unsere Pferde sonst verstehen, wenn es gut war, damit sie noch motivierter werden?

So verstehe ich mehr, warum z.B. Dr. Reiner Klimke der Meinung der Meinung war, dass nur ein losgelassenes Pferd Takt entwickeln kann. Ein Pferd kann aber über Takt, also Regelmässigkeit auch losgelassen werden.

Wenn mein Pferd also nicht im Takt gehen kann, muss ich mich fragen, woran das liegt und wie ich meinem Pferd helfen kann, seinen eigenen Takt zu finden.

Wir werden im Laufe der einzelnen Etappen der Ausbildungsskala mehr und mehr erkennen, dass die Strategie in einer psychologischen Herangehensweise liegt und nicht physisch oder mechanisch.

Das gibt extra Beziehungspunkte mit unseren Pferd und wir erreichen so ein solides Fundament anstatt ein Kartenhaus, welches für den Moment funktioniert, langfristig aber instabil ist.

Die Skala der Ausbildung und Parelli - Klaudia Duif


Was hat jetzt die Skala der Ausbildung mit Parelli zu tun?
Wie ich finde, sehr viel und dabei spielt es keine Rolle, ob wir die Skala vom Boden bzw. im Sattel anschauen.
Die Skala der Ausbildung ist ein Prozess, den wir gemeinsam mit unseren Pferden über die Jahre aufbauen und deren einzelne Schritte wir bei jeder Session mit unseren Pferden erneut überprüfen.


Die Skala ist eine Checkliste, ob mein Pferd und auch ich bereit für den nächsten Schritt dieser Ausbildungsskala sind und wo wir gerade stehen.


Wenn wir die einzelnen Schritte einhalten, keine übergehen, dann sind wir mit unserem Partner Pferd auf dem richtigen Weg zu mentaler, emotionaler und physischer Fitness.


Es geht hier aber weniger darum die Skala als eine chronologische Abfolge zu sehen, sondern zu verstehen, dass die einzelnen Punkte Vorraussetzung für den nächsten Punkt sind -also ineinander greifen-. Die Skizze mit den Pfeilen zeigt das sehr schön.


Persönlich gehe ich bei jeder Session durch, wo mein Pferd und ich gerade stehen und ob wir bereit für den nächsten Schritt sind oder ob der jeweilige Punkt, wo wir stehen noch nicht solide genug ist.


Man würde z.B. beim Häuserbau auch kein Mauerwerk auf ein Fundament setzen, welches nicht solide ist und wenn das Mauerwerk nicht solide ist, auch kein Dachstuhl darauf setzen. Auch hier hängt das Gesamtbild von der Qualität der einzelnen Bauetappen ab und bei der Skala der Ausbildung ist das ebenso.



Ich möchte jeden Punkt der Skala einzeln beleuchten und welche Bedeutung er für uns und unsere Pferde hat, wie ich die einzelnen Punkte erkennen kann, wo die Herausforderungen liegen und welche Strategien uns und unseren Pferden helfen -egal ob vom Boden oder im Sattel-.